Die Funktion der Harnblase ist das Speichern des von der Niere produzierten Urins, sowie das gezielte Zusammenziehen (Kontraktion) während der Miktion (Wasserlösen).
Schaut man die Blase unter einem Mikroskop an, so sieht man, dass die Oberfläche welche dem Urin zugewandt ist, aus einer speziellen Schleimhaut, dem sogenannten Urothel besteht. Dies Urothel schützt das Organ vor dem aggressiven Urin. Unterhalb dieser Schleimhautschicht besteht die Blase aus 2 verschiedenen Muskelschichten, welche die konzentrische Kontraktion im Rahmen des Wasserlösens möglich machen.
Blasentumore entstehen aus dem Urothel, also der Schleimhaut, und können entweder dort bleiben oder aber tiefer bis in die Muskelschicht oder sogar über die Organgrenzen hinauswachsen. Synonym für das Wort Blasentumor wird auch Blasenkrebs oder Urothelkarzinom der Harnblase verwandt.
Insgesamt stellt das Urothelkarzinom der Harnblase die 11 häufigste Krebsart beim Menschen dar. In der Schweiz erkranken pro Jahr ca. 1000 Patienten pro Jahr neu an dieser Erkrankung.
Wie macht sich Blasenkrebs bemerkbar?
Gerade zu Beginn der Erkrankung verursacht Blasenkrebs häufig kaum Beschwerden. Als typisches Symptom eines möglichen Blasenkrebs wird eine schmerzlose Blutbeimengung im Urin gewertet. Diese Hämaturie kann einerseits mit dem blossen Auge sichtbar (Makrohämaturie), oder aber nur mit dem Mikroskop erkennbar sein (Mikrohämaturie). Wichtig ist zu unterscheiden, ob der Patient zum Zeitpunkt der Blutbeimengung gleichzeitig eine Harnwegsinfektion hat. Dies ist von Bedeutung, da gerade bei Harnwegsinfektionen häufig Blutbeimengungen auftreten, diese aber im Rahmen der Entzündung als ungefährlich zu werten sind.
Anders ist es, wenn sich beim normalen Wasserlösen plötzlich rotverfärbter Urin zeigt. Dann sollte ein Urologe zur weiteren Diagnostik aufgesucht werden. Seltenere Symptome eines Blasentumors sind häufiges Wasserlösen, überfallsartiger Harndrang oder auch Schmerzen beim Wasserlösen. Diese sind jedoch auch sehr häufig bei gutartigen, ungefährlichen Erkrankungen zu finden. Von daher ist es wichtig eine gründliche Untersuchung durchzuführen und den Patienten nicht zu verunsichern.
Gibt es Risikofaktoren an Blasenkrebs zu erkranken?
Männer sind von dieser Krebsart häufiger betroffen als Frauen. Darüber hinaus ist der Nikotinabusus ein gesicherter Risikofaktor für die Entwicklung eines Blasenkarzinoms und wird für 50% aller Tumorfälle verantwortlich gemacht. Interessant dabei ist, dass dies sowohl für den aktiven, aber auch den passiven Nikotinkonsum zutrifft. Das Risiko steigt dabei mit Anzahl der täglich geraucht Zigaretten sowie der Dauer des Nikotinabusus in Jahren an. Weitere gesicherte Risikofaktoren sind der Kontakt mit bestimmten Chemikalien sowie eine vorangegangene Bestrahlung des kleinen Beckens.
Wie wird Blasenkrebs diagnostiziert?
Zunächst wird ihr behandelnder Urologe in einem Gespräch mit Ihnen Ihre persönliche Krankheitsgeschichte sowie ihre individuellen Risikofaktoren analysieren. Zumeist schliesst sich hieran eine Urinuntersuchung an, welche sowohl eine mikroskopische, als auch eine mikrobiologische Beurteilung auf das Vorliegen etwaiger Bakterien beinhaltet.
Eine körperliche Untersuchung sowie eine Ultraschall Darstellung der Nieren und der (vollen) Harnblase gehören zur weiteren Diagnostik hinzu. Sollte sich ein begründeter Verdacht ergeben, wird im Anschluss eine Blasenspiegelung mit einem flexiblen Instrument durchgeführt. Diese erlaubt dem Urologen die Beurteilung der Schleimhaut der Harnblase in Hinblick auf etwaige Tumoren oder auffällige Rötungen. Das während der Zystoskopie benutzte Spülwasser wird im Anschluss an die Untersuchung über einen kleinen Katheter abgelassen und auf bösartige Zellen untersucht.
Da Urothelkarzinome prinzipiell überall dort vorkommen können wo die Schleimhaut aus Urothel besteht, gehört zur Beurteilung nicht nur die Untersuchung der Harnblase, sondern auch die Untersuchung der Harnleiter sowie der Nierenbecken, da hier ebenfalls Urothel vorliegt. Diese Untersuchung wird in der Regel über eine Computertomographie durchgeführt.
Können Blasentumore auch ausserhalb der Blase gefunden werden?
Überall wo die Schleimhaut aus Urothel besteht, können prinzipiell Urotheltumore entstehen. Die ganz überwiegende Mehrheit des Urothels (ca. 90%) finden sich in der Harnblase, jedoch gibt es auch Urothelschleimhaut in den Harnleitern sowie in den Nierenbecken.
Diese sogenannten oberen Harnwege sind alleine eher selten vom Urothelkarzinom betroffen, jedoch findet man sie gar nicht so selten zeitgleich zu einem diagnostizierten Urothelkarzinom der Harnblase. Dies erklärt warum die Diagnostik des oberen Harntraktes (Harnleiter/Nierenbecken) zur vollständigen Untersuchung unbedingt dazugehört.
Wie wird Blasenkrebs behandelt?
Wird ein Blasentumor festgestellt, so schliesst sich in aller Regel eine Operation an. Das Ziel dieser Operation ist es den Tumor in seiner Gesamtheit mittels einer elektrischen Schlinge aus der Blase auszuschneiden. Im Anschluss wird der Tumor feingeweblich untersucht. Dies erlaubt eine Beurteilung inwieweit der Tumor bereits in die Harnblasenwand eingewachsen ist. Die Tumore die sich lediglich auf dem Niveau der Schleimhaut finden, können mit einer solchen Operation behandelt werden.
Häufig ist es notwendig im Anschluss an die Operation noch eine sogenannte Instillationstherapie zu machen, das bedeutet das Einbringen einer Flüssigkeit in die Harnblase, welche verbliebene Tumorzellen dort abtötet.
Die Blasentumore welche sich auf dem Niveau der Schleimhaut finden, werden als sogenannte oberflächliche Tumore bezeichnet. Ganz wichtig ist dabei, diese regelmässig nach zu kontrollieren, was auch eine Blasenspiegelung beinhaltet. Hintergrund ist, dass diese Tumoren sehr häufig wiederkommen und dann möglichst zeitnah wiederum entfernt werden müssen.
Sollte der Tumor tiefer gewachsen sein und bereits die Muskelschichten erreichen, so hat er prinzipiell die Möglichkeit Tumorableger (Metastasen) zu bilden und muss anders behandelt werden. In diesen Fällen ist häufig eine grössere Operation mit Entfernung der gesamten Harnblase notwendig. Dieser Eingriff wird als Zystektomie bezeichnet.
Als Ersatz für die Harnblase wird ein neues Urin-Reservoir aus Darm geformt, welches entweder direkt aus der Haut ausgeleitet wird (Urostoma ) oder aber im Sinne einer neuen Harnblase aus Dünndarm (ileale Ersatzblase nach Studer) direkt an den Platz der alten Harnblase mit der Harnröhre vernäht wird. Eventuell muss vor- oder nach einer solchen Operation noch eine zusätzliche Chemotherapie durchgeführt werden.
Durch unsere langjährigen Erfahrungen am Inselspital in Bern sind wie in der Lage Ihnen alle Behandlungsformen beim Blasentumor anbieten zu können. Dies gilt auch für komplexe Formen der Harnableitung nach Entfernung der Harnblase, z.B. durch das Erstellen einer neuen Harnblase aus körpereigenem Dünndarm.
Wir betreuen auch Patienten nach den oben genannten Operationen bei denen bereits Metastasen nachgewiesen wurden und behandelten diese in enger Kooperation mit den Kollegen der hiesigen Klinik für Onkologie.
Zögern sie nicht uns bei allen Ihren Fragen direkt anzusprechen, wir werden Ihnen gerne mit unserer Expertise zur Seite stehen