Die Worte Harn- und Urininkontinenz beschreiben dasselbe Problem. Bei beiden handelt es sich um einen unkontrollierten und zum Teil sogar unbemerkten Urinverlust über die Harnröhre.
Das Problem des ungewollten Urinverlust ist ein Tabuthema, welches häufig mit Scham und auch Angst besetzt ist und in einem signifikanten Verlust von Lebensqualität durch z.B. Isolierung und Verlust sozialer Kontakte, resultieren kann.
Schaut man sich jedoch die Daten für diese Problematik genauer an, so fällt auf, dass es ein ausgesprochen häufiges Problem ist. So geht man davon aus, dass ca. 10-20% der Schweizer Bevölkerung von einem ungewollten Urinverlust betroffen sind.
Die Inkontinenz betrifft dabei sowohl Frauen als auch Männer jeden Alters, wobei die Problematik mit zunehmendem Alter deutlich häufiger wird. So zeigen z.B. Befragungen, dass bis zu 15% der Frauen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr betroffen sind, sich diese Problematik ab dem 60. Lebensjahr jedoch schon bei ca. 60% der Befragten zeigte.
In der Urologie werden verschiedene Formen des ungewollten Urinverlust voneinander unterschieden.
Die häufigste Form ist die sogenannte Belastungsinkontinenz. Hier kommt es vor allem zu einem ungewollten Urinverlust im Rahmen von Belastungen, welche den Druck im Bauchraum erhöhen. Dies zeigt sich im ungewollten Urinverlust beim Husten, Niesen oder Lachen. Bei schweren Formen sogar beim Laufen oder gar Liegen. Ursache hierfür ist zumeist ein unzureichender Verschlussmechanismus der Harnröhre z.B. nach stattgehabten Geburten, allgemeiner Gewebsschwäche oder nach Operationen wie Gebärmutter Entfernungen oder Operationen der Blase, Prostata sowie des Enddarmes.
Die zweithäufigste Form ist die sogenannte Dranginkontinenz. Hier kommt es zu einem plötzlichen, überfallsartigen Harndrang, infolge dessen die Toilette nicht mehr rechtzeitig erreicht werden kann und es dann zu einem ungewollten Urinabgang kommt. Für das Vorliegen einer Dranginkontinenz kann es verschiedenste Ursachen geben wie z.B. chronische Entzündungen, Nervenschädigungen oder aber auch in seltenen Fällen Tumorerkrankungen.
Beide Formen können ebenfalls gemischt vorkommen.
Eine häufigere beim Mann zu beobachtende Form stellt die sogenannte Überlaufinkontinenz dar. Dieser liegt eine unzureichende Blasenentleerung zugrunde, sodass die Blase im Prinzip dauerhaft gefüllt ist. Zusätzlich produzierter Urin wird dann im Sinne eines Überlaufs als wiederum unkontrollierter Harnverlust bemerkt.
Erfreulich ist, dass die meisten Inkontinenzproblematiken erkannt und auch behandelt werden können, was für die Betroffenen zumeist eine deutliche Erhöhung ihrer Lebensqualität bedeutet. Die hierfür durchzuführende Diagnostik beinhaltet neben genauen Gesprächen auch Urin- sowie Ultraschalluntersuchungen. Häufig wird noch eine erweiterte Blasendruckmessung (Urodynamik) einschließlich einer Blasenspiegelung erforderlich.
Als Therapie Möglichkeiten kommen, je nach zugrundeliegender Ursache, von Verhaltensänderungen über Medikamente bis hin zu Botoxgaben in die Harnblase sowie Operationen viele verschiedene Möglichkeiten infrage.
Wenn diese gemeinsamen Anstrengungen jedoch in einer signifikanten Reduktion oder gar Verschwinden des ungewollten Urinverlust resultieren, ist dies ein vertretbarer Aufwand für einen signifikanten Wiedergewinn Ihrer Lebensqualität.
Von daher legen wir Ihnen ans Herz, Ihre Scham diesbezüglich abzulegen und einen Termin zu vereinbaren damit wir die Diagnostik und Therapie gemeinsam beginnen können.